Kinderbier hat Geburtstag
Es schmeckt wie ein flüssiges Karamellbonbon, hat einen
hohen Nährwert und wird in Mannheim hergestellt: Karamalz, das alkoholfreie
Malzgetränk, aus dem Haus der Eichbaum-Brauerei.
Jeder verbindet damit Kindheitserinnerungen. "Das hat mir
immer die Oma gegeben" oder "Das hab ich getrunken, wenn ich mit Papa
Fußball geschaut habe" - ständig hört Caroll Luckas solche Sätze, aber sie
hört sie gern. "Es ist ein absolut positiv besetztes Produkt und eine Marke,
die einfach Spaß macht", sagt die Frau, die bei der Mannheimer
Eichbaum-Brauerei als Produktmanagerin für ein besonderes Getränk
verantwortlich zeichnet: für Karamalz.
Das "Kinderbier", wie es auch oft genannt wird, hat jetzt
Geburtstag: 50 Jahre alt wird es. 1955 zunächst als "Henninger
Karamell-Kraftbier" im Frankfurter Raum eingeführt, wurde 1958 der jetzige
Name geprägt - und schnell zum Verkaufsschlager, gerade im süddeutschen
Raum. 2001, als die Eichbaum-Brauerei Henninger übernahm, gingen die
Markenrechte nach Mannheim - und seither wird Karamalz auch in der
Quadratestadt hergestellt und von hier aus bundesweit vertrieben.
Rund drei Millionen Liter werden jährlich gebraut - mit
steigender Tendenz. Pro Haushalt wurden im statistischen Mittel 2007 6,8
Liter pro Jahr getrunken, 2006 nur 6,1 Liter. Aber längst trinkt man nicht
nur in Deutschland "Karamalz". In Taiwan und Australien hat man die Liebe zu
dem Mannheimer Produkt entdeckt, und kürzlich war die Brauerei damit auf
einer Lebensmittelmesse in Dubai - "und da kam das sehr gut an", berichtet
Marketingleiter Holger Vatter vom Auftritt bei den Scheichs, die Bier
trinken möchten, aber keinen Alkohol zu sich nehmen dürfen.
Genau das zieht auch bei Kindern: Mit dem Papa beim
Fußballschauen mit einer Bierflasche anstoßen dürfen - das habe schon zur
Fußball-WM vor zwei Jahren den Umsatz kräftig angekurbelt. "Da gingen die
Absätze hoch", weiß Vatter. Während man in Süddeutschland "absoluter
Marktführer" sei, wachse die Karamalz-Nachfrage inzwischen auch im
Norden und Osten,
wo
bislang andere, deutlich kleinere Marken von elf verschiedenen Anbietern im
Handel sind.
Längst gelte es nämlich als "gesundes Getränk für die
ganze Familie", so Vatter. "Klar, wenn man so 12, 13 Jahre alt ist, dann ist
es für Jungs nicht mehr cool - aber ab 20, dann wird es wieder in", weiß
Caroll Luckas: "Und Mütter entdecken es während der Schwangerschaft wieder
für sich". 1998 kam noch, als "erfrischend-trendige Marke", so Vatter, "Karamalz
Fresh Lemon" dazu.
Falsch ist nach Ansicht der Eichbaum-Leute nur, dass der
Handel das "Kinderbier" - weil eben in Bierflaschen abgefüllt - oft beim
Alkohol platziere: Eigentlich sei es "nahrhaft und gesund wie Saft", so
Vatter: "Es wird ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen und hochwertigem
Malz, Hopfen, karamellisiertem Zucker und reinem Brauwasser in
Mineralwasserqualität hergestellt."
Zwar gab und gibt es Karamalz von den Großeltern zur
Stärkung oder auch nach dem Sport, als Belohnung oder wie eine Süßigkeit,
wie die Brauereileute aus dem Verbraucherverhalten wissen: "Aber gemessen an
seinem hohen Nährwert hat es vergleichsweise wenige Kalorien", hebt Caroll
Luckas hervor: "Mit 44 Kcal/100 ml, - vergleichbar mit Orangen- oder
Multivitaminsäften - enthält es rund ein Drittel weniger Kalorien als zum
Beispiel Traubensaft oder Milch", ergänzt Vatter.
Dass es "ein rundum gesundes Getränk", wie die
Brauerei-Leute sagen, ist und bleibt, wird während der Herstellung eigens
per Labor ständig überwacht. Einmal pro Woche rühren die Braumeister das
zerkleinerte Spezialmalz mit dem Brauwasser zur speziellen Karamalz-Maische
an, erhitzen die Maischepfanne, kochen die Würze, geben während des Siedens
Hopfen und nach der Abkühlung Hefe dazu. "Die Herstellung ist genau wie beim
Bier - nur mit niedrigeren Temperaturen, dadurch findet die Gärung nicht
statt, die den Alkoholgehalt bringen würde", erläutert Carsten Lange,
Hauptabteilungsleiter Produktion.
Die Hopfenmenge ist aber niedriger als bei Bier - damit
Karamalz nicht so bitter schmeckt. Stattdessen kommt Karamellzucker dazu.
Doch die Menge und das Rezept dafür, das verrät Carsten Lange nicht: "Das
ist geheim" - weil das eben den Karamalz-Geschmack ausmacht, seit 50 Jahren.
Quelle: Mannheimer Morgen
31. Mai 2008